Fünf Gründe für Kinect auf der Xbox One

Eigentlich wollte Microsoft die Sprach- und Gestensteuerung Kinect mit der Versionsnummer 2.0 als zentralen Bestandteil einer jeden Xbox One Konsole positionieren. Anfangs war Kinect auch noch jeder Konsole beigelegt, aber im Sommer 2014 sah sich Microsoft leider dazu gezwungen dies zu ändern und die Konsole auch ohne den Sensor anzubieten. Jetzt droht dem kleinen Wunder-Gerät das gleiche trostlose Schattendasein, wie schon bei der Xbox 360. Es gibt trotzdem Gründe für Kinect, warum es sich lohnt zu einem Kinect-Bundle zu greifen und den Sensor auch im Wohnzimmer aufzustellen.


1. Angst vor Überwachung

Es mag etwas hochtrabend wirken, aber Edward Snowden, die NSA und die PRISM-Affäre haben einen maßgeblichen Anteil daran, dass sich Microsoft dazu gezwungen sah, die Xbox One Konsole auch ohne Kinect-Sensor anzubieten. Die Enthüllungen von Snowden waren richtig und auch sehr wichtig für das Bewusstsein und Skepsis der Menschen gegenüber verschiedene Kontrollorgane und Daten, die man unter anderem im Internet preisgibt. Die Ankündigung, dass die Xbox One inkl. Kinect dauerhaft mit dem Internet verbunden sein soll, wurde in den Medien so breit getreten und suggerierte dem potenziellen Kunden, dass es das perfekte Überwachungsinstrument für die NSA wäre. Quasi ein Fenster in unser Wohnzimmer, wo zu jedem Xbox One Nutzer ein fleißiger NSA_Mitarbeiter mit schreibt. Ich kann nicht behaupten, dass es nicht technisch möglich wäre, aber man sollte vielleicht mal darüber nachdenken, ob die Argumentation nicht etwas kurzsichtig und inkonsequent ist. Und es heißt auch nicht, dass Microsoft diese Möglichkeit zulässt und seine Kunden von einem dritten einfach so ausspähen lasst.

Zum Beispiel hat jedes Smartphone, welches Millionen Menschen in ihren Hosentaschen mit sicher herum tragen, auf der Vorder- und Rückseite eine Kamera, einen eingebauten GPS-Sender und Empfänger und es können dazu noch private Gespräche abgehört werden. Die Möglichkeiten der Überwachung sind hierbei weitaus größer und vor allem detaillierter möglich. Die selben Leute, die Kinect aus diesen Gründen verteufeln, rennen vermutlich trotzdem tagtäglich unbeschwert mit ihrem Smartphone durch die Gegend. Und vielleicht fanden sie Kinect auf der Xbox 360 sogar noch innovativ, obwohl die Überwachung darüber theoretisch auch schon möglich gewesen wäre. Meiner Meinung nach war das nichts als Hysterie und man musste die Leute ja mit irgendetwas verrückt machen.

Wem die Kinect Kamera allerdings trotzdem so dermaßen stört, der kann sich bei Amazon eine extra dafür hergestellte Klappe für 7,99 Euro bestellen, welche die Sicht der Kamera nur bei Bedarf freigibt.

2. Sprachsteuerung

Nachdem ich in einem Xbox One Forum gefragt hatte, wofür die meisten Kinect nutzen, war die Sprachsteuerung das mit Abstand am häufigsten genannte Feature. Tatsächlich nutze auch ich Kinect am häufigsten in der Kombination mit der Sprachsteuerung. Es ist einfach zu bequem, in Situationen wo man keine Hand frei hat, der Konsole Befehle zu erteilen. Keinen fettigen Controller mehr, weil die Hand kurz vorher noch in einer Chipstüte steckte. Kein Stress mehr beim umschalten des Fernsehsenders, wenn man gleichzeitig ein Bier in der Hand hält und die zweite Halbzeit beim Fußball anfängt. Die Lautstärke regeln, einen Film oder Serien pausieren bzw. starten, den Fernsehkanal wechseln, in andere Apps wechseln… die Liste der Sprachbefehle ist lang und die Situationen, in denen man sie gebrauchen kann noch länger. Wenn man es noch nie ausprobiert hat, mag es so klingen, als wenn es nur ein kleines Gimmick ist, aber wenn man es mal benutzt hat, möchte man es nicht mehr missen.

3. Innovative Spiele

Viele Spieler schreien nach Innovativen Spielen und möchten nicht mehr den alljährlichen Einheitsbrei wie das neuste FIFA-, Call of Duty- oder Assassin’s Creed-Update haben. Mit Kinect sind genau diese Innovationen möglich, aber wie es scheint tun sich die Entwickler bei reinen Kinect-Spielen noch etwas schwer. Bisher dominieren in dem Segment, wie schon bei der Xbox 360, die Sport- und Tanzspiele wie “Kinect Sports Rivals”, das kürzlich erschienene “Shape Up” oder “Just Dance 2014” von UbiSoft.

Eine kleine Ausnahme bildet hierbei das Spiel “Fantasia Music Evolved” von Harmonix, welches ein wirklich Innovatives Spielprinzip bietet und es verdient hat hier genannt zu werden. Die “Rock Band” Macher statten den Spieler hier nicht mit einer Gitarre aus, sondern schlüpft dieser vielmehr in die Rolle eines Dirigenten und muss die Musik mit passenden Gesten und Bewegungen steuern. Es mag unspektakulär klingen, aber das Feedback der Spieler ist durchweg positiv und die Erfassung der Gesten funktioniert wunderbar. Wer es mal ausprobieren möchte, kann sich eine Demo für die Xbox One vom Marktplatz laden. Es lohnt sich.

4. Features in Spielen

Neben reinen Kinect Spielen gibt es noch mehr Spiele, die zumindest ein paar zusätzliche Features in Verbindung mit Kinect bieten. So kann man zum Beispiel bei FIFA ohne ins Menü zu gehen, sondern einfach während der Partie die nächste Auswechslung planen, die Taktik ändern oder die Formation anpassen. Das funktioniert erstaunlich gut, auch wenn die Erkennung der Namen manchmal etwas schwierig ist. Aufgrund der besonderen Aussprache ist es zum Beispiel schwierig einen Blaszczykowski von Borussia Dortmund ein oder auszuwechseln. Bei einem Wechsel von Götze gegen Müller, sollten aber keine Schwierigkeiten auftreten. Auch die Definition Edition von Tomb Raider unterstützt Kinect. So kann zum Beispiel per Befehl die Karte aufgerufen oder die Waffe gewechselt werden. Wenn gefundene Gegenstände gefunden und untersucht werden müssen, dann werden sie per Geste gedreht und rangezoomt.

Ein weitere Spiel, welches umfangreichen Support durch Kinect erfährt ist das Mystery-Adventure “D4”, welches auf dem Xbox Marktplatz erhältlich ist. Dieses Spiel kann entweder mit dem Controller oder Kinect gesteuert werden. Nicht selten liest man, dass es eines der ersten Spiele ist, welches mit Kinect besser ist, als ohne.

5. Verbesserte Technologie gegenüber Kinect auf der 360

Kinect für die Xbox 360 war die erste Gesten- und Sprachsteuerung seiner Art und steckte damals noch in den Kinderschuhen. Es gab hier und da immer wieder Probleme mit der korrekten Erkennung der Gesten, besonders wenn die Lichtverhältnisse nicht optimal waren. Direktes Sonnenlicht oder im Gegenteil, zu wenig Licht waren hinderlich und führten auf der Xbox 360 oftmals zu falschen Signalen, so dass die Figur auf dem Bildschirm teilweise wild umher zuckte.

Kinect für die Xbox One ist dagegen technisch um einiges ausgereifter und genauer. Die Kamera erkennt die Umgebung in Full HD, also in 1080p. Das sorgt dafür, dass zum Beispiel Gesten viel genauer erkannt werden. So kann Kinect jetzt zum Beispiel auch einzelne Finger Bewegungen erkennen und entsprechend verarbeiten. So könnte EA Sports bei FIFA zum Beispiel das Feature einbauen, dass der zuletzt ausgewählte Spieler die Rote Karte bekommt, wenn der jeweilige Nutzer vor dem Fernseher einen Stinkefinger zeigt. Auch ist bei Kinect 2.0 die Lichtproblematik nicht mehr so krass gegeben, wie noch beim Vorgänger. Vorhänge können auch bei sonnigen Wetter ruhig offen bleiben und beim abendlichen Spielen muss kein Flutlicht aufgebaut werden, damit der Sensor alles richtig erkennt. Auch ist der Mindestabstand zum Sensor deutlich kleiner geworden. Wenn man alleine spielt sollte man ca 1,4 Meter Abstand halten, beim alten Kinect war es teilweise bis zu einem Meter mehr, der nötig war. Das schränkte die Nutzbarkeit in einigen Wohnzimmern doch stark ein. Kinect für die Xbox One kann dagegen auch in kleineren Wohnzimmer in vollen Umfang genutzt werden.


Auch wenn es spielerisch doch tatsächlich etwas mau aussieht, so kann Kinect meiner Meinung nach besonders mit der Sprachsteuerung punkten. Nach Recherchen in einschlägigen Foren genießt diese Funktion auch dort größte Beliebtheit. Sei es einfache Bequemlichkeit, weil Fernbedienung oder Controller gerade zu weit weg liegen oder man beispielsweise ein Kind auf dem Arm hat, welches gefüttert werden möchte. Die Einsatzmöglichkeiten der Sprachsteuerung sind groß. Was natürlich wünschenswert ist, dass die Entwicklungsstudio vermehrt auf Kinect setzen, was sich aber wohl als schwierig darstellen wird. Zum einen können sie sich nicht mehr sicher sein, dass jeder Xbox One Besitzer auch einen Kinect Sensor hat, zum anderen ist das Problem der Multiplattform-Spiele gegeben, die auch auf der PlayStation 4 und/oder der Wii U funktionieren müssen. Es bleibt abzuwarten, wie sich Kinect entwickeln wird. Es ist ein super Feature, welches leider nicht im vollen Umfang ausgeschöpft werden kann.